Von Deborah Sommer

Das einjährige Lamm

Am Sederabend versammeln sich jüdische Familien auf der ganzen Welt, um das Passahfest zu feiern. Bei diesem biblischen Fest versetzt man sich zurück in die Zeit als Israel in Ägypten versklavt war und durch Gottes übernatürliches Einwirken befreit wurde.

Eine besondere Rolle spielt bis heute das Passahlamm, auch wenn dieses seit der Zerstörung des Tempels nur noch durch einen Knochen auf dem Sederteller symbolisiert wird.

Die Israeliten sollten ein einjähriges männliches Lamm aussuchen, das makellos war, es vier Tage im Haus behalten, um es dann zu schlachten. (2. Mose 12) In erster Linie war es weder ein reines Opfer für den Herrn noch einfach zum Abendessen gedacht. Das Blut des Lammes war der Grund. Es hatte eine (über-)lebenswichtige Funktion!

Jeder Haushalt sollte das Blut des Lammes an die Türpfosten streichen und so würde der Todesengeln in der Nacht vorübergehen und bei der zehnten Plage, der Tötung der Erstgeborenen, jedes Haus verschonen, welches durch das Blut des Lammes gekennzeichnet war. Vorübergehen auf Hebräisch „passach“ פסח, ist die Bezeichnung für das Lamm, „es ist des Herrn Passa“ (2. Mose 12,11) und für das ganze Fest.

Das Passahlamm Gottes

Als Johannes, der Täufer, Jesus vorübergehen sah, sprach er: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ (Joh 1,36) Er erkannte, wer Jesus wirklich war: Das Passahlamm Gottes.

Jesus war makellos, er war nicht nur von Menschenhand ausgesucht, sondern Gott, der Vater, selbst, hatte ihn als reines, makelloses Opferlamm ausgewählt.

Wie das Passalamm, so weilte Jesus eine Zeit lang sozusagen im Haus der Familie, indem er unter seinem Volk lebte und wirkte.

Und schließlich wurde er zum Opferlamm, dessen kostbares Blut denen Leben schenkt, die an ihn glauben. Denen, die sein Blut an ihre Herzenstüren streichen. Wer an Jesus glaubt, an dem wird der Todesengel vorübergehen. Wer an Jesus glaubt, wird im Gericht nicht verurteilt, sondern gerechtfertigt.

Jesus, das Lamm Gottes, ging unseretwegen ans Kreuz: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53,5)

Wir alle haben seine Erlösung nötig! Wir alle sind auf sein Blut angewiesen. Gott möchte uns durch Jesus aus dem Ägypten unserer Sünde herausführen.

In Jesaja 53,7 wird der leidende Messias mit einem Lamm verglichen:

„Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.“

Durch Jesu Opfer wurde nicht nur der Todesengel abgewehrt, sondern der Tod selbst ein für allemal besiegt! Jesus stand am dritten Tag von den Toten auf und nahm als Lamm Gottes, den Ehrenplatz zur Rechten Gottes auf dem Thron ein!

So werden die Gläubigen einmal gemeinsam in das Lied aus Offenbarung 5,12 miteinstimmen:

„Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.“

„Reinigt euch also vom alten Sauerteig, fegt jeden Krümel davon aus, damit ihr wieder ein frischer, ungesäuerter Teig seid, denn auch unser Passalamm ist geschlachtet worden: Christus.“

(1. Korinther 5,7)

Chametz – die Bedeutung von Sauerteig

Zur Vorbereitung auf Pessach wird jeglicher Sauerteig aus dem jüdischen Haushalt entfernt. Was ist die geistliche Bedeutung davon?

Von Deborah Haupt

Nur ein bisschen Sauerteig…

Wenn ich Brot backe, finde ich es jedes Mal aufs Neue faszinierend, wie durch ein bisschen Hefe der Teig wächst und wächst, brodelt und blubbert – und irgendwie lebendig zu sein scheint. Was hier passiert, lässt sich heute natürlich alles durch die Wissenschaft erklären. Aber die hohe Symbolkraft des Sauerteigs ist noch lange nicht verloren!

Irgendwie scheint hier im Verborgenen etwas vorzugehen, was sich – wenn es einmal begonnen hat – nicht mehr aufhalten lässt. Ein Prozess, der den ganzen Teig durchdringt und ja sogar seine Identität ausmacht. Wenn man einen “normalen” Teig mit etwas Sauerteig vermischt, dann wird der ganze Teig zum Sauerteig!

In der Bibel steht dieser Sauerteig für Sünde oder für Irrlehren. Wie schnell passiert es: Man denkt darüber nach, auch wenn man eigentlich weiß, dass es nicht stimmt – und schon hat es die Macht über einen erlangt. Und wie schwer fällt es, wieder umzukehren, wenn man einmal in Sünde verstrickt ist. Ziemlich schnell breitet sich so ein Sauerteig der Sünde in meinem Leben aus. Und ebenso schnell zieht eine Irrlehre in einer Gemeinde ihre Kreise, wenn man ihr einmal die Türe geöffnet hat.

Schon zur Zeit der Tora war dieses Bewusstsein da: Gesäuerte Brote durften nur in Ausnahmen im Tempel geopfert werden. Sie waren nicht rein und nicht heilig – sie standen für die Unvollkommenheit und Sünde des Menschen. Zu Gott kann aber nur derjenige kommen, der rein und heilig ist. Derjenige, der sich vom Sauerteig der Sünde befreit hat.

Auch Jeschua warnt vor diesem Sauerteig einer falschen Lehre.

Und Paulus benutzt dieses wunderbare Bild, das uns besonders an Pessach vor Augen steht, um ein wichtiges Prinzip zu erklären:

“Euer Selbstruhm ist wirklich unangebracht! Wisst ihr denn nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?

Reinigt euch also vom alten Sauerteig, fegt jeden Krümel davon aus, damit ihr wieder ein frischer, ungesäuerter Teig seid, denn auch unser Passalamm ist geschlachtet worden: Christus.

Darum lasst uns das Fest feiern – nicht mit Brot aus dem alten Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit, sondern mit dem ungesäuerten Brot von Reinheit und Wahrheit.” (1. Korinther 5,6-8 // NeÜ)

Der Sauerteig in uns

Die Zeit vor Pessach, wo es darum geht, die Wohnung von Sauerteig zu reinigen, soll uns besonders auch auf unsere inneren Krümel aufmerksam machen:

Wo bin ich überheblich, arrogant und rühme mich selbst und lasse gerade dadurch “Sauerteig” mein Handeln und Denken durchdringen?
Wo bin ich einer falsche Lehre aufgelaufen, die nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmt und sollte mich heute davon trennen?
Wo habe ich Bitterkeit zugelassen und meinen Mitmenschen nicht vergeben?
Wo war ich Gottes Stimme nicht gehorsam?
Ich will diese Zeit nutzen, um mich innerlich mal wieder zu reinigen – oder besser: reinigen zu lassen – von allem Sauerteig, den ich in letzter Zeit so in mein Leben reingelassen habe. Aus eigener Kraft können wir es jedoch nicht schaffen, diesen hartnäckigen Sauerteig einfach so loszuwerden.

Aber die Verheißung steht: Unser Passalamm, Jeschua haMaschiach (Jesus Christus), ist geschlachtet für uns. Er hat am Kreuz alle Sünden, sozusagen allen Sauerteig, auf sich genommen; er hat die Verstrickung der Sünde und den Tod überwunden; er hat uns wahre Befreiung aus der Knechtschaft geschenkt. Und in diesem Sinne ermutige ich uns alle: Lasst uns dieses Fest feiern! In Reinheit und Wahrheit, die uns durch Jeschua geschenkt wird. Er gibt uns ein reines Herz und gibt uns die Möglichkeit in dem Licht seiner Wahrheit zu leben.

Das wollen wir uns bewusst machen, wenn das Haus von “Chametz” – Sauerteig – befreit sein wird.

Lassen Sie Jeschua in ihr Herz, um dort die Krümel jeder Ecke hinauszufegen? Laden Sie ihn heute in ihr Haus und in ihr Herz ein!

Von Deborah Sommer

Gründonnerstag

Es ist der Gründonnerstag vor Ostern, an dem Christen sich daran erinnern, wie Jesus mit seinen Jüngern Pessach – das Passahmahl – feierte und Brot und Wein auf sich selbst und sein Sterben deutete. Ich besuche den Gottesdienst in der Christ Church in Jerusalem, eine der frühsten messianischen Kirchen in Israel. Beim Abendmahl knie ich vor dem Altar und halte meine geöffnete Hand hin, um das Brot zu empfangen. Der Priester legt ein kleines Stück Mazza in meine Handfläche und zerdrückt es mit den Worten: „Christi Leib für dich gebrochen.“

Was für ein starkes Zeichen: So wie Jesu Leib am Kreuz zerbrochen wurde, so zerbrach er an Pessach die Mazza und gab sie seinen Jüngern und so zerbricht der Priester das Stück Mazza in meiner Hand, um mich an Jesu gebrochenen Leib zu erinnern. Aber es ist mehr noch als nur ein Erinnern und Gedenken, es ist ein Teilhaben am Sterben Jesu. Ich fühle den Zerbruch in meiner Hand.

Die Mazza selbst, streifenförmig durchlöchert, ist ein Symbol für Jesu Leiden, wie sie der Prophet Jesaja prophezeit:

„Jedoch unsere Leiden – er hat sie getragen, und unsere Schmerzen – er hat sie auf sich geladen. Wir aber, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.

Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“ (Jesaja 53,4-5)

Afikoman

Während des Passamahls gibt es drei Mazzot, die eine Funktion im Laufe des Abends übernehmen. Am Anfang wird die mittlere zerbrochen und eine Hälfte davon in einer Serviette eingewickelt versteckt. Dieses Stück, Afikoman genannt, wird später von den Kindern gesucht und vom Gastgeber zurückgekauft und anschließend als Abschluss der Mahlzeit gemeinsam gegessen. Es ersetzt das kleine Stück Lamm, das vor der Zerstörung des Tempels am Ende des Passamahls gegessen wurde, um die zentrale Rolle des Lammes zu betonen.

Auch der Leib unseres Herrn Jesus, der sich selbst mit der Mazza identifizierte, wurde gebrochen, in ein Tuch gewickelt und begraben.

Doch der Tod hatte nicht das letzte Wort! Jesus überwand den Tod. Morgen feiern Christen in aller Welt die Auferstehung Jesu. Denn er, das Lamm Gottes und das Brot des Lebens, wurde nicht nur unserer Sünde wegen zerbrochen, sondern besiegte die Macht der Sünde ein für alle mal.

Jesu Tod und Auferstehung dürfen wir im Abendmahl ganz spürbar erinnern und erleben!