Der Messias im Tanach

Was ist eigentlich messianische Prophetie?

Manche definieren messianische Prophezeiungen als Vorhersagen über die Erfüllung der endgültigen Erlösung und über die Errichtung des Reiches Gottes durch den Messias. In diesem Fall ist sie nicht auf einen bestimmten Teil der Bibel oder auf einige bestimmten Bibelstellen beschränkt. Der Verheißungsplan der Messias, der seinen Anfang in den frühen jüdischen biblischen Schriften nahm, begann in den Schriften der sechzehn Propheten des hebräischen Kanons mit besonderer Kraft zu blühen.

Das Wort „Messias“ stammt von der griechischen Anpassung des aramäischen „meshiha“, einer Übersetzung des hebräischen „Maschiach“ („Gesalbter“). Der Begriff „Gesalbter“ war in der Bibel zunächst der offizielle Titel von Königen. Später, vor allem in der Zeit des Zweiten Tempels, wurde er auf den zukünftigen Befreier, den erwarteten Erlöser, übertragen. Heute wird „der Messias“ allgemein als Bezeichnung für diese eschatologische (endzeitliche) Person verwendet.

© Igor Swiderski 

Die messianische Prophetie kann als die Vorhersage der Vollendung der Erlösung durch den Messias definiert werden. Sie gilt als das zentrale Thema und der Höhepunkt der hebräischen Prophetie im Allgemeinen. Zugleich gibt es keine biblische Lehre, die so wenig verstanden und so sehr missbraucht wurde wie die messianische Prophetie. Es gibt verschiedenste Wege, messianische Texte zu interpretieren. Je nachdem werden mehr oder weniger Bibelstellen als messianisch angesehen. Folglich können wir viele verschiedene Auflistungen der messianischen Prophezeiungen von verschiedenen Autoren finden. Sie alle geben unterschiedliche Zahlen an – von fast keiner bis zu Hunderten. Die Rekordzahl stammt aus den rabbinischen Schriften, in denen 456 verschiedene alttestamentliche Textstellen auf den Messias und die messianische Zeit hinweisen. Was in solchen Listen jedoch fehlte, war das Zeugnis der Bibel für die Einheit, Ganzheitlichkeit und Gesamtwirkung all dieser Prophezeiungen. Viele Experten vertreten heute die Auffassung, dass wir es vermeiden sollten, die messianische Lehre als eine Liste von einzelnen Vorhersagen zu betrachten. Stattdessen sollten wir das Konzept des Messias im Kontext des ewigen Plans sehen, der sich langsam vor den Menschen entfaltet. Die einzelnen Prophezeiungen sind keine Ansammlung von Verheißungen für sich, sondern sie bilden die einheitliche Verheißung, die sich in der Geschichte offenbarte und die ständig aktualisiert und erneuert wurde.

Wladimir Pikman

Warum ist messianische Prophetie wichtig?

“Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden.” (Lukas 24,44-45)

Jeschua (Jesus) erklärte den Jüngern nach seiner Auferstehung ein wichtiges Prinzip, nämlich, dass die ganze Schrift von ihm, dem Messias, zeugt. Tatsächlich gibt es zahlreiche messianische Prophetien, welche sich in den drei Teilen der hebräischen Bibel (sog. “Altes Testament”) – Torah, Propheten und Schriften – wiederfinden.

Für Jeschua selbst war es wichtig, dass seine Jünger die Bedeutung dieser Prophetien verstanden und so durchzieht sich das ganze Neue Testament mit Beispielen für die Erfüllung messianischer Prophetien und auch wir heute dürfen die Zusammenhänge erkennen, darüber staunen und in unserem Glauben so gestärkt und ermutigt werden.

Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Bibel wagen, um dem verheißenen Messias auf die Spur zu kommen!

Torah und Geschichtsbücher

Das Thema der messianischen Prophetien ist so breit, dass ganze Bücher darüber geschrieben wurden und es sich lohnt, tiefer in die Thematik einzutauchen. Die folgenden Bibelstellen sollen dazu ermutigen, selbst das Wort Gottes aufzuschlagen und auf Entdeckungsreise zu gehen.

Direkt nach dem Sündenfall werden die Leser der Bibel mit einem Nachkommen Evas bekannt gemacht, welcher der Schlange, dem Satan, den Kopf zertreten wird und so den Sieg über die Sünde erlangen wird (1. Mose 3,15). Auch dem Abraham wird ein Nachkomme angekündigt, welcher die Erfüllung der Segenslinie darstellen wird (1. Mose 22,18). Am Ende des 1. Buch Moses wird deutlich, dass dieser Nachkomme auch aus der Linie Judas stammen und dass es sich um einen König handeln wird (1. Mose 49,10). Der Prophet Bileam sieht in 4. Mose 24,7, dass der Messias wie ein Stern aus Jakob aufgehen wird und beschreibt, dass es sich um ferne zukünftige Geschehnisse handeln wird. Der Messias wird auftreten, wenn die Zeit erfüllt ist.

Neben seiner Funktion als Nachkomme Evas, Abrahams, Jakobs und Judas und seiner königlichen Position, wird er auch als “Prophet wie Mose” beschrieben (5. Mose 18,18), der Gott von Angesicht zu Angesicht sehen wird und auf dessen Worte Israel hören soll. Zwischen dem Leben Moses und Jeschuas lassen sich erstaunlich viele Parallelen feststellen! (Diese haben wir ausführlich in einem Beitrag auf Instagram dargestellt.)

Das Buch Ruth stellt uns ein neues messianisches Konzept vor, nämlich das eines (Er-)Lösers und so gibt es auch zwischen Boas, dem Löser Ruths, und Jeschua einige Parallelen. (Sehen Sie auch hierzu den Beitrag auf unserem Instagram-Kanal.)

Die Geschichtsbücher konkretisieren das Bild des Gesalbten als einen Sohn Davids, der ein ewiger, gerechter und vollkommener König sein wird und in dessen Königreich die davidische Königsherrschaft zur Vollendung gebracht wird. (vgl. 2. Samuel 7,16)

Die Propheten

Den Propheten offenbarte Gott sehr präzise Beschreibungen über das Leben, den Tod und die Auferstehung des Messias, sowie über sein Zweites Kommen.

In Jesaja 7,14 erfahren wir, dass der Messias von einer Jungfrau geboren würde. Er ist עִמָּנוּ אֵל “Immanuel” (hebr. “Gott mit uns”) und seine Persönlichkeit als menschlicher und zugleich göttlicher Messias wird immer weiter offenbar. In Jesaja 9,5-6 wird die Geburt des Kindes aus der Linie Davids beschrieben und dieses als “Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst” identifiziert. In Jesaja 11 wird der Segen Abrahams für alle Völker bestätigt, wenn der Messias auch für die Nationen kommen wird. Dieses Kapitel beschreibt auch prophetisch die Zeit nach dem Zweiten Kommen des Gesalbten, wenn Gerechtigkeit und Frieden, ein Zustand wie im Garten Eden, wiederhergestellt werden. In den Kapiteln Jesaja 42- 53 wird der Messias als der Knecht Gottes beschrieben. Der Geist Gottes wird auf ihm sein (Jesaja 42,1), er wird Israel sammeln (Jesaja 49,5) und ein Licht für die Heiden sein (Jesaja 42,6 und 49,6).

So ausführlich wie kein anderes Kapitel beschreibt Jesaja 53 das Leiden und Sterben des Gottesknechts, welcher einen stellvertretenden Tod als sündloses Lamm Gottes auf sich nimmt, um Vergebung und Heilung zu erwirken. Selbst die Auferstehung wird in Jesaja 53,11 angekündigt. In Jesaja 61 erfahren wir, dass der Geist der Herrn auf dem Messias sein wird und er Heilung, Befreiung und Trost für die Ausgestoßenen bringen wird. (vgl. Auch Jesaja 42)

Der Prophet Daniel nannte den Messias “Menschensohn”, welches auch der bevorzugte Begriff der Selbstbeschreibung Jeschuas war. Obwohl der Begriff “Menschensohn” die menschliche Seite des Maschiachs zu betonen scheint, sieht Daniel in seiner Vision eindeutig eine göttliche Gestalt, welcher von Gott, dem „Alten an Tagen“, alle Macht übergeben wird. (Daniel 7,13-14) Sicherlich kann Daniels Vision auch endzeitlich gedeutet werden, da sie in vielen Aspekten mit Beschreibungen der Offenbarung übereinstimmt.

Micha prophezeit, dass der Messias in Bethlehem geboren wird (Micha 5,1). Sacharja beschreibt prophetisch den Einzug nach Jerusalem auf einem Esel (Sacharja 9,9). Darüber hinaus weiß Sacharja, dass Jeschua wiederkommen wird, wenn sein Volk Israel um ihn als den Durchbohrten klagen wird. (Sacharja 12,9)

Die Psalmen und andere Schriften

Hiob proklamiert: “Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.” (Hiob 19,25) Die drei Tage und Nächte, welche Jona im Bauch des Fisches verbringt, sind ein Vorschatten auf die drei Tage zwischen Tod und Auferstehung des Messias’. (Jona 2-3)

Die Psalmen sind voll von messianischen Prophetien: In Psalm 2 wird der Sohn Gottes vorgestellt, welcher Macht über die Nationen ausüben wird. Jeschua selbst betete die ersten Verse aus Psalm 22 “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?”. Vers 7-9 desselben Psalms beschreiben die Spötter während der Kreuzigung, Vers 19 sagt voraus, dass um seine Kleider gewürfelt werden würde.

Psalm 110 ist eine sehr starke Beschreibung der Göttlichkeit des Messias: David spricht zu seinem “Herrn” – der Messias ist also größer als David, obwohl er ein Sohn Davids ist. Er sitzt auf dem Thron und herrscht über seine Feinde. Dieser König ist aber gleichzeitig auch ein Priester, und zwar ein Priester nach der Weise Melchizedeks. An dieser Stelle erfahren wir von der priesterlichen Salbung des Maschiachs, welche im Hebräerbrief (vgl. Hebräer 5ff) ausführlich ausgelegt wird.

Das Zeugnis des Neuen Testaments

Ich hoffe, dass ich Ihnen einen kleinen Einblick geben konnte, wie der Tanach (die hebräische Bibel) getränkt ist von Hinweisen auf den Messias. Jeschua selbst sagte zu den Schriftgelehrten, dass Moses sie anklagen würde, wenn sie nicht erkennen, dass Mose über ihn geschrieben hat (Johannes 5,45-46). Sicherlich haben Sie bei den meisten Beschreibungen aus den Büchern Mose und der restlichen Bibel sofort die Parallele zu Jeschua erkannt. Auch viele Juden, die noch nicht an Jeschua glauben, verstehen meist sofort, dass Jesaja 53 über ihn spricht. Andererseits brauchen wir und das jüdische Volk immer wieder die Offenbarung durch den Geist und das Zeugnis des Neuen Testaments, um die Bibel in der Tiefe zu verstehen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer mehr entdecken, wie der Tanach auf Jeschua hinweist und schließlich so wie die Emmaus-Jünger sprechen können: “Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?” (Lukas 24,32)

Deborah Haupt

 

Messianisch Schabbat feiern

 

Wollten Sie schon immer mal auf messianisch-jüdische Art und Weise Schabbat feiern?

Hier erklären wir Ihnen, wie es geht, und stellen Ihnen kostenlos ein kleines Heft zu Verfügung, welches Sie im privaten Rahmen gerne für einen messianischen Schabbat-Abend benutzen können!

Hier können Sie das Heft herunterladen:

Kostenlose Schabbat-Anleitung

Der Schabbat beginnt immer am Freitagabend mit dem Sonnenuntergang und endet am Samstagabend ebenfalls mit dem Sonnenuntergang. Um den Beginn des Schabbats zu feiern, kommt oft die ganze Familie zu einem Festessen zusammen und gerne werden auch Gäste eingeladen. Niemand soll am Schabbat alleine bleiben!

Zu Beginn zündet die Hausfrau zwei Kerzen an, am besten noch kurz vor Sonnenuntergang, weil am Schabbat selbst laut der Tora kein Feuer angezündet werden soll. Bevor nun das gemeinsame Essen losgeht, werden zuerst stellvertretend für das ganze Festmahl Wein und Brot gesegnet. Das übernimmt traditionell der Hausvater, der ein hebräisches Segensgebet spricht und dann die Gaben an Familie und Gäste weitergibt.

Entweder davor oder nach dem Essen kann gemeinsam gesungen oder gebetet werden. Auch ist es eine passende Beschäftigung für den Schabbatabend, eine Bibelstelle gemeinsam zu studieren oder über die Bedeutung des Schabbats zu sprechen. Hier gibt es ein paar Anregungen zum Thema Schabbat: Schabbat, ein Geschenk Gottes

In unserem Schabbat-Heft finden Sie alle Segenssprüche auf Hebräisch und Deutsch und ebenso kurze Erklärungen. Auch gibt es direkt ein paar Liedvorschläge, welche Sie gemeinsam singen können. Am besten kopieren Sie ein Exemplar des Heftes für jeden, der an Ihrem Schabbatabend teilnimmt.

Da es ein messianisch-jüdischer Schabbat-Abend ist, gibt es einige besonders messianische Ergänzungen, welche von traditionellen Juden nicht gesprochen werden. Diese sind kursiv gekennzeichnet.

Sukkot in der Bibel und im Judentum

Sukkot, das Laubhüttenfest, ist ein einwöchiges Fest, bei dem die jüdische Gemeinschaft vorübergehende Unterkünfte baut (sukkot bedeutet “Laubhütte” auf Hebräisch), um jede Generation daran zu erinnern, dass unsere Vorfahren als Nomaden lebten und vierzig Jahre lang in der Wüste umherzogen (3. Mose 23,42-43). Die Bibel bezeichnet diesen Feiertag auch als das Fest der Versammlung, das die endgültige Lese am Ende der Ernte feiert (2. Mose 23,16). Während des gesamten Festes ist es üblich, den Lulav (ein Bündel aus Dattelpalmenblättern, Weiden und Myrte) und den Etrog (eine Zitrone oder zitronenartige Frucht) zu schwenken. Der Lulav und der Etrog stehen für Dankbarkeit und Freude für die gegenwärtige Ernte, zusammen mit der Hoffnung auf Winterregen, die im folgenden Frühjahr eine reiche Ernte bringen (3. Mose 23,40). Das Wehen der Lulav und des Etags nach Norden, Süden, Osten und Westen stellt auch die allgegenwärtige Gegenwart Gottes auf der ganzen Erde und in unserem Leben dar.

Im ersten Jahrhundert nahmen die Priester einen Krug mit Wasser aus dem Becken von Siloam und gossen es auf den Altar, nach einem aufwendigen Prozessionszug den Hügel hinauf zum Tempelberg. Diese Zeremonie fand jeden Tag des Festivals statt, mit der extravagantesten Prozession am letzten Tag. Das Ausgießen des Wassers drückte die Hoffnung Israels auf zukünftige Regenfälle aus, um eine reiche Ernte zu erzielen. Nach dem Talmud leitet sich diese Tradition aus Jesaja 12,3 ab: “Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Brunnen des Heils.”

Am letzten Tag von Sukkot, möglicherweise zum Zeitpunkt dieser letzten Prozession, stand Jeschua inmitten des Volkes und erklärte: ” Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.”(Johannes 7,37-38). Als er das sagte, erklärten einige: “Das ist der Messias” (Johannes 7,41).

Erwartung des Messias

Die Erwartung auf die Ankunft des Messias erreicht ihren Höhepunkt während Sukkot. Der Prophet Sacharja spricht von einer Zeit, in der Gott sein Volk verteidigen und kämpfen wird, wenn sich die Nationen gegen Israel versammeln (Sacharja 14,1-9). Nachdem Gott den Frieden hergestellt hat, werden alle Nationen dann nach Jerusalem reisen, um Gott während Sukkot anzubeten (Sacharja 14,16). Gott verspricht, dass er in den Ländern nicht regnen lassen wird, die ihn in Jerusalem nicht ehren (Sacharja 14,17-19). Sukkot freut sich auf den Tag, an dem Gott Sein Reich errichten wird und alle Nationen zusammenkommen werden, um Ihn anzubeten.

Sukkot im Neuen Testament

Sukkot freut sich auch auf den Tag, an dem Gott inmitten seines Volkes wohnen wird. Als Johannes Jeschua als Messias vorstellte, sagte er: “Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.” (Johannes 1,14). Das Wort “wohnte” kann auch übersetzt werden als “nahm vorübergehenden Aufenthalt”. Das gleiche Wort im Griechischen wird verwendet, um das hebräische Wort sukkot zu übersetzen.

Als Jesus Petrus, Jakobus und Johannes seine Herrlichkeit auf dem Gipfel eines Berges offenbarte, bat Petrus darum, drei provisorische Behausungen (Sukkot) zu bauen, jeweils eine für Jeschua, Mose und Elia (Matthäus 17,1-13). Petrus’ Wunsch, vorübergehende Behausungen zu bauen, ist eine Anspielung auf Sukkot und stellt eine Bitte an Jeschua dar, sein messianisches Königreich zu errichten. Später, als Jesus zum Passahfest nach Jerusalem fuhr, versammelten sich die Menschen, legten Palmenzweige auf die Straße und verkündeten: “Herr sei mit uns” und “Gesegnet sei der König von Israel”, ein direkter messianischer Titel. Die Menge benutzte Palmenzweige als Anspielung auf Sukkot und drückte ihre Hoffnung auf das kommende messianische Königreich aus.

Von Chosen People Ministries

Was ist Jom Kippur?

Jom Kippur, der Tag der Buße, ist der feierlichste Tag im jüdischen Kalender. Die Bibel beschreibt Jom Kippur als einen Tag des Leidens (3.Mose 16; 23:26-32). In der Antike wachte der Hohepriester früh auf, zog seine priesterlichen Gewänder an und opferte einen Stier für sich und seine Familie. Dann warf er das Los über zwei Ziegen indem er eine für den Herrn wählte und die andere zur Sündenvergebung, dass sogenannte Sündenbock. Nur an diesem Tag trat der Hohepriester in das Allerheiligste im Tempel ein, um Weihrauch darzubringen und Blut auf die Bundeslade zu spritzen. Bevor der Hohepriester die Opfergabe durch Verbrennung von Stier und Ziege abschloss, platzierte er etwas Blut von der Ziege des Herrn auf den Sündenbock. Dann jagte er die zweite Ziege in die Wüste und entfernte somit symbolisch die Sünde Israels.

Wie wird Jom Kippur heute gesehen?

In der modernen Einhaltung beinhaltet Jom Kippur ein Fasten von Essen und Trinken. Es wird keine Arbeit verrichtet und viele verbringen den ganzen Tag damit, in der Synagoge zu beten. Während der zehn Tage der Ehrfurcht vor Jom Kippur beten und versuchen viele Juden, Wiedergutmachung mit denen zu leisten, mit denen sie im vergangenen Jahr ein Missverständnis hatten. Während des Jom Kippur-Gottesdienstes wird ein Gebet namens “al chet” (alle Sünde) gelesen, und dann erkennt die Gemeinde gemeinsam ihr Fehlverhalten an und bittet Gott um Vergebung. In der modernen Einhaltung wird ein besonderer Schwerpunkt auf “yiskor” (Erinnerung) gelegt, in dem sich die Juden an ihre verstorbenen Lieben erinnern, indem sie ihre Namen rezitieren. Traditionell werden das Buch des Lebens und das Buch der Toten an Jom Kippur abgeschlossen. Jom Kippur ist ein ernster Tag der Selbstprüfung und Demut, wobei Reue, Gebet und Werke der Barmherzigkeit betont werden. Man kleidet sich in weiße Kleider, um sowohl Demut als auch Vertrauen in Gottes Kraft, Sünden zu vergeben, zu symbolisieren.

Es existiert auch ein heute eher selten gesehenes Ritual der Opferung eines Huhnes (Kapparot) in Erinnerung des Opfers des Hohepriesters, welches wegen der Zerstörung des Tempels nicht mehr dargebracht werden kann.

Jom Kippur und die Erlösung durch das Blut des Messias. 

Die Nachfolger Jeschuas, des Messias, sehen dem ewigen Leben zuversichtlich entgegen, denn unsere Namen sind im Buch des Lebens geschrieben. Als Jeschua starb, wurde der Schleier, der den Heiligen Ort vom Allerheiligsten trennte, in zwei Teile gerissen, was symbolisch eine Barriere zwischen Mensch und der Gegenwart Gottes durchbrach (Matthäus 27,51). Bisher hatte nur der Hohepriester Zugang zu diesem Raum, und er betrat ihn nur einmal im Jahr an Jom Kippur. Der Tod Jeschuas gibt den Gläubigen jedoch Zugang zu Gott, weil er in das himmlische Allerheiligste eingetreten ist, um sein Blut für unsere Erlösung dazugeben (Hebräer 9,11-12). Im Gegensatz zu den jährlichen Opfern der Israeliten zu Jom Kippur ist Jeschuas einziges Opfer bis heute ein Sühneopfer. Jom Kippur erinnert uns als Nachfolger Jeschuas an die Gewissheit unserer Erlösung durch das Blut unseres Messias und Hohepriesters.

Erlösung des jüdischen Volkes

Jom Kippur erinnert uns auch an die endgültige Erlösung des jüdischen Volkes. Der Prophet Sacharja sprach von einem Tag, an dem die Nation Israel ihren Messias erkennen wird, und „sie werden um ihn klagen, wie man klagt um das einzige Kind” (Sacharja 12,10). Wenn das jüdische Volk den Messias erkennt, wie Paulus schreibt, „so wird ganz Israel gerettet werden” (Römer 11,26). Der Versöhnungstag erinnert uns also an unsere eigene Erlösung und freut sich auch auf die Erlösung Israels.

Von Chosen People Ministries

Das Schofar und die Festopfer

Das Erklingen des Schofars ist einer der einzigartigen Momente, die Rosch Haschana von den anderen sechs biblischen Festen unterscheiden. Es gibt so viel zu lernen über die Bedeutung der Schofar-Klänge und die Lektionen, die Gott uns aus diesem großen Moment der Beobachtung des Festes lehren möchte. Zum Beispiel werden im zehnten Kapitel des 4. Buch Mose die Opfer des heiligen Tages ausführlich beschrieben.

„Es sollen aber blasen mit den Trompeten die Söhne Aarons, die Priester; und das soll eine ewige Ordnung sein für euch und eure Nachkommen. Wenn ihr in den Krieg zieht in eurem Lande gegen eure Feinde, die euch bedrängen, so sollt ihr laut trompeten mit den Trompeten, dass euer gedacht werde vor dem HERRN, eurem Gott, und ihr errettet werdet vor euren Feinden. Desgleichen, wenn ihr fröhlich seid an euren Festen und an euren Neumonden, sollt ihr mit den Trompeten blasen bei euren Brandopfern und Dankopfern, dass sie euch seien Erinnerungsopfer vor eurem Gott. Ich bin der HERR, euer Gott.“ (4. Mose 10,8-10, Hervorhebung hinzugefügt).

Das Klingen des Schofars ist eine durchdringende Erinnerung an Israel, dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ihr Gott im Bund ist und dass er angebetet und verehrt werden soll. Wenn man sich die Stelle genau ansieht, vor allem im Hebräischen, wird deutlich, dass das Schofar nicht nur ertönt, um Israel vor dem Kommenden zu warnen, sondern dem Text zufolge auch, um Gott daran zu erinnern, welchen Wert er seiner Beziehung zum jüdischen Volk beimisst.

Erinnerung an unsere Beziehung zu Gott

Das Herz des Feiertages dreht sich um das Wort Beziehung. Gott möchte, dass wir eine reine Beziehung zu Ihm haben, aber auch zu denen, die Teil unserer Familie, unserer Nachbarschaft, unseres Arbeitsplatzes, unserer geistlichen Gemeinschaft und darüber hinaus sind! Das Erklingen des Schofars ist ein Aufruf, uns daran zu erinnern, dass wir zu Gott gehören. Unsere primäre Beziehung im Leben ist die Beziehung als sein Kind, und wir wurden geschaffen, um ihm zu dienen. Das Leben ist so schnelllebig, dass wir angesichts der unaufhörlichen Anforderungen, die andere an uns stellen, unsere primäre Beziehung schnell vergessen können.

Natürlich müssen wir sorgfältig auf diejenigen achten, die Gott uns zur Liebe und Fürsorge gegeben hat. Aber dabei dürfen wir unsere Beziehung zu ihm nicht vernachlässigen, und das ist ein Grund, warum ich diese Jahreszeit schätze. Sie zwingt mich fast dazu, mich daran zu erinnern, dass meine primäre Beziehung zu Gott ist.

Die Wiederherstellung unserer Beziehung zu Gott ist der Grund, warum wir aufgerufen sind, Buße zu tun, denn die Sünde ist es, die uns von ihm trennt. Selbst wenn wir seine Vergebung kennen und uns unseres Platzes in der kommenden Zeit sicher sind, lösen wir uns inmitten des Alltagsgeschäfts und der Verantwortung leicht vom Herrn.

Aufruf zur Umkehr und Buße

Ein Teil der Beachtung des Schofarblasens besteht darin, Buße zu tun und zum Herrn zurückzukehren und ihn zu bitten, Ihre Beziehung zu ihm so eng und persönlich wie möglich zu gestalten. Wir wissen, dass dies Reue und Umkehr von dem erfordert, was uns von Ihm fernhält. Nehmen Sie sich also heute einen Moment Zeit und bitten Sie den Herrn, Sie zu sich zu ziehen und Ihnen die Kraft zu geben, sich von dem abzuwenden, was Sie jeden Tag von seiner Gegenwart fernhält.

Dasselbe gilt auch für unsere Beziehungen zu anderen. Wir haben zehn Tage Zeit, Buße zu tun und die Dinge mit unserer Familie, unseren Nachbarn, denen, die wir lieben, und wen auch immer wir im Laufe des Jahres verletzt oder beleidigt haben, in Ordnung zu bringen. Wir müssen Gott um die Kraft bitten, die Worte “Es tut mir Leid” auszusprechen und andere um Vergebung zu bitten, damit der Herr dann in der Lage ist, zerbrochene oder zerrissene Beziehungen wiederherzustellen und zu heilen.

Das ist nicht leicht, und es erfordert seine Kraft und Gnade – besonders in den schwierigsten Situationen. Denken Sie an die Person, von der es Ihnen in diesen zehn Tagen am schwersten fallen wird, um Vergebung zu bitten. Vielleicht ist es ein Ehemann, eine Ehefrau, ein Kind, eine Mutter, ein Vater oder ein entfernterer Verwandter. Vielleicht ist es ein Schulkamerad oder ein Arbeitskollege. Sie wissen, wer es ist! Vielleicht sollten Sie mit denen beginnen, denen es vielleicht etwas leichter fällt, aber machen Sie es sich zum Ziel, mit Gottes Hilfe wenigstens zu versuchen, die Person, der Sie am wenigsten begegnen wollen, um Vergebung zu bitten.

Denken Sie jedoch immer daran, dass Sie keine Vergebung brauchen, um zu vergeben. Gott hat die Initiative ergriffen und seinen Sohn gesandt, damit er an unserer Stelle stirbt. Auf ähnliche Weise müssen auch wir den ersten Schritt tun. Menschliche Beziehungen sind so kompliziert. Oft ist gegenseitige Vergebung erforderlich, um eine zerbrochene Beziehung wiederherzustellen, aber dennoch müssen Sie und ich den ersten Schritt tun. Wir können nicht auf der Grundlage der Vergebung anderer verzeihen, da dies dem Gedanken der Gnade selbst zuwiderlaufen würde. Bitten Sie Ihn um Hilfe und machen Sie den ersten Schritt!

Jeschua wird wiederkommen

Schließlich erinnern uns als Jeschua-Anhänger auch die Schofar-Stöße daran, dass diese Welt nicht ewig währt und dass eines Tages der Klang vom Himmel erklingen wird und die Gläubigen auferweckt werden, um dem Herrn zu begegnen. Wie Rabbi Saul schrieb auch der Apostel Paulus: “Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Ruf ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und die Toten werden in Christus auferstehen zuerst. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit.” (1.Thessalonicher 4,16-17)

Wenn die jüdische Welt Rosch haSchana mit dem freudigen Klang des Schofars feiert, mögen wir uns alle glücklich schätzen, zu unserem Messias zu gehören, und mögen wir an den kommenden Tag erinnert werden, an dem die Trompete erklingen und der Herr, auf den wir warten, zurückkehren wird!

Von Chosen People Ministries

Hier finden Sie ein Rezept, wie man süße, runde Challot für Rosch haSchana ganz einfach selbst machen kann! Challot sind an Rosch haSchana rund, um den Kreislauf des Jahres zu symbolisieren und süß, um sich ein süßes neues Jahr zu wünschen.

Zutaten:

500g Mehl
175ml Wasser
100g Zucker
40g Öl / 50g Butter
Prise Salz
10g Frischhefe / 1/2 Päckchen Trockenhefe
1 Ei
1 TL Zimt
1 Eigelb zum Abstreichen
Zimt-Zucker zum Bestreuen

Anleitung:

Wasser, Öl, Ei und Hefe in der Rührschüssel gut vermischen. Zucker, Mehl, Zimt und Salz hinzufügen und das ganze zu einem elastischen Teig kneten. Das dauert ein paar Minuten! Eventuell noch Mehl hinzufügen, wenn der Teig zu klebrig ist.

Den Teig abdecken und bei Raumtemperatur 1 Stunde gehen lassen, bis er größer geworden ist. Danach gut durchkneten!
[Am besten jetzt den Teig nochmal für 12 Stunden im Kühlschrank langsam aufgehen lassen. Mit Frischhaltefolie abdecken, damit er keine trockene Kruste bekommt. Wenn die Zeit fehlt, kann man den Teig auch schon sofort weiterverarbeiten.]

Den Ofen auf 180°C Ober-Unter-Hitze vorheizen.

Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben, den Teig gut durchkneten und in zwei Hälften teilen – für zwei Challah-Brote.
Die eine Hälfte in 4 gleiche Teile aufteilen und jedes Stück zu einem länglichen Strang ausrollen. Der Teig sollte jetzt nicht mehr kleben, aber auch nicht zu mehlig sein. Die 4 Teigstränge zum runden Challah flechten, wie es im Video zu sehen ist, dann mit Eigelb bestreichen und nach Belieben mit Zimt-Zucker bestreuen. Mit der zweiten Hälfte genauso verfahren. Beide Challot auf ein Backblech mit Backpapier legen und im vorgeheizten Ofen 20 Minuten backen.